
Sag' JA zu Holz - Evelyn Höllrigl über ihre Petition für holzbasierte Cellulosefasern
Evelyn Höllrigl von little paper plane weiß: Wir haben ein Plastik-Problem. Denn wir sind süchtig nach dieser Welt in der alles schnell geht, in der alles ersetzbar ist und günstig. Ja, vor allem Einwegplastik ist zum Dilemma geworden.
Die Kunststoff-Revolution
Es gab eine Zeit, in der Plastik als Revolution gefeiert wurde. Es war eine Zeit, in der die Wirtschaft am Boden lag, zerschmettert von einem jahrelang anhaltenden Krieg. Eine Zeit, die sich nach Moderne sehnte. Und da kam diese Moderne, hinkend, aus den Trümmern des zweiten Weltkrieges, bunt, schillernd und hauptsächlich aus Kunststoff.
1950 war das Jahr, in dem die Massenproduktion von erdölbasiertem Plastik begann, die Maschinen schepperten und die Leute kauften all die Produkte, die durch diesen neuen, wundersamen Alleskönner günstiger und bunter wurden.
Ja, die Welt drehte sich wieder und nachwachsende Rohstoffe wurden ersetzt mit fossilen Rohstoffen, die billiger in der Herstellung waren. Wenn wir an die Gegenstände unserer Kindheit zurückdenken, dann sind davon viele aus Plastik. Da war der alte Kassettenrekorder, das Tamagochi, die Verpackung unseres Lieblingseises... wir sind in einer Kunststoffwelt aufgewachsen.
Denn Plastik schlich sich in unsere Realität ein und war irgendwann überall: in den praktischen Einwegflaschen für unterwegs, im Becher für den „Coffee to go“, in den Kunststofftragetaschen für die täglichen Einkäufe, in Verpackungen bis hin zu den Tiefen des Ozeanes. IN unseren Lebensmitteln und schließlich auch in unserem Verdauungssystem.
Für die Forschung war es 2018 wenig überraschend, als sie Mikroplastik im Körper unserer Kinder fand, für viele war dies aber ein AHA-Moment und höchste Zeit für ein Umdenken. Erdölbasiertes Plastik wurde in den 1950er als Traum gefeiert. Doch in den vergangenen 70 Jahren hat sich vor allem Einwegplastik zum Alptraum entwickelt. Ein Alptraum, der 9 Milliarden Tonnen schwer ist, denn genauso viel Plastik wurde in den vergangenen Jahrzehnten hergestellt. Davon sind nicht einmal 10 Prozent recycelt worden und leider ist auch ein beachtlicher Teil in unserer Umwelt gelandet. Dort wird das Plastik wohl auch noch länger bleiben, denn die Natur tut sich schwer, das erdölbasierte Material wieder zu zersetzen. Wahrscheinlich finden unser Nachfahren auch noch in 500 Jahren unsere geliebten Flaschen und Verpackungen.
Die Revolution für den verantwortungsvollen Umgang mit unserer Umwelt
Aber zum Glück hat ein Umdenkprozess bereits begonnen. Gerade im Bereich der Einwegprodukte hat sich in den letzten Monaten bereits vieles getan. Der Startschuss fiel mit der EU Einwegplastik-Richtlinie. Es ist höchste Zeit unsere Flüsse, Seen, Meere, Küsten und Strände vom Plastikmüll zu befreien. Einwegplastik soll nicht mit in unsere Zukunft. Vorbei sind die Zeiten der Plastikstrohhalme, der Plastikteller und –becher. Und es wird für viele weitere Einwegprodukte eine Kennzeichnungspflicht geben, ob Plastik in den Produkten enthalten ist oder nicht.
Doch wie immer ist der bürokratische Dschungel dicht und scheint unbezwingbar und so ist die Definition, was Plastik ist und was nicht, immer noch nicht ganz eindeutig. Dass erdölbasierte Synthetikfasern unter die Plastik Definition fallen, steht außer Frage. Es gibt aber auch Materialien, die aufgrund ihrer biologischen Abbaubar- und Kompostierbarkeit eine nachhaltige Alternative darstellen, wie zum Beispiel Fasern aus Holz. Mit den natürlich nachwachsenden Rohstoffen aus holzbasierter Cellulose gibt es durchaus Möglichkeiten umweltverantwortliche Einwegprodukte zu gestalten.
Im Sommer wird die Entscheidung gefällt, was Plastik ist und was nicht.
Ja, Einwegprodukte können umgangen werden. Aber manchmal eben auch nicht. Ich denke an dieser Stelle an Feuchttücher oder Binden. Und manchmal ist nicht einzig und allein Verzicht die Lösung. Biobasierte und biologisch abbaubare Materialien aus dem Rohstoff Holz sind eine kluge Alternative zu erdölbasiertem Plastik und dürfen definitiv nicht mit solchem gleichgesetzt werden. Denn sollte das passieren, wird sich das über kurz oder lang auch auf den Preis dieser Produkte auswirken. Für Eltern, zum Beispiel, die nicht auf Feuchttücher und Windeln verzichten möchten oder können und sich dafür aber für die nachhaltige Variante entscheiden, wird es zu „Sanktionen“ kommen. Nachhaltige Produkte aus holzbasierten Cellulosefasern sind aufgrund der aufwendigeren Herstellung ohnehin ein bisschen teurer – und das ist okay. Wenn aber eine Kennzeichnung mit einer weiteren Preiserhöhung einhergehen sollte, werden biologisch abbaubare Einwegprodukte sowie jene mit Plastikanteil pauschalisiert und wir Konsumenten müssen bei beiden Varianten mit einer Preiserhöhung rechnen. Ob das fair ist, ich meine nicht.
Denn ja, wir haben ein Plastik-Problem, aber wir haben auch Lösungen gefunden.