Mikroplastik wird wie Staub über die Luft verteilt und lagert sich auch in Ackerböden ab. Dort schlummert inzwischen 20-mal mehr Mikroplastik als in den Meeren. Die Folgen für den Menschen sind aber noch unerforscht.
Die Situation ist paradox. Während die EU mit einer eigenen Verordnung gegen den ständig zunehmenden Plastikmüll mobil macht, feiert die Kunststoffindustrie Absatzrekorde. In Deutschland konnte sie 2018 mehr als 64 Milliarden Euro umsetzen. Von einer Trendwende ist da bei den Kunststoffherstellern noch nichts zu bemerken.
Dabei ist es offensichtlich, dass die Plastikflut zu einem immer größeren Problem für die Umwelt wird. Neben den verschmutzen Stränden und Plastikmüllteppichen, die in den Ozeanen treiben, gibt es aber eine weniger prominente, nicht minder alarmierende Gefahr: Mikroplastik in den Böden. Christian Laforsch, Wissenschaftler an der Universität Bayreuth, schlug in der ZDF-Dokuserie „planet e“ Alarm: „Egal, ob ich in Ihrem Garten nach Mikroplastik suche oder auf der Wiese vor der Universität oder auf irgendwelchen Ackerflächen –wir werden Mikroplastik finden“.
Und das nicht zu knapp, denn gerade auf Ackerflächen tummeln sich mehr mikroskopisch kleine Plastikteilchen als auf den Meeren. Pro Hektar Ackerfläche errechneten er und sein Team eine Belastung durch bis zu 150.000 Mikroplastikteilchen. Auch im Kompost, der Basis von gesundem Boden, finden sich bis zu 900 Kunststoffpartikel pro Kilogramm. Zur Kompostherstellung wird oft Biomüll aus Haushalten oder von Supermärkten verarbeitet. Letzterer wird in der Regel inklusive Verpackung geliefert, so dass jede Menge Plastik in den Kompost oder in flüssige Gärreste bei Biogasanlagen gelangt. Die Folge: Es gibt so gut wie keinen Kompost ohne Plastikrückstände. Und die Reste aus den Biogasanlagen landen als biologischer Dünger auf den Äckern.
Daher machen sich die Forscher dafür stark, dass Plastik bereits vor der Kompostierung aus dem Biomüll entfernt werden muss. Wenn notwendig, sollten dafür eigene Mülldetektive eingesetzt werden, die Nachschau halten, ob sich Verbraucher und Supermärkte auch wirklich an das Plastikverbot im Biomüll halten.