Was steckt wirklich in den Feuchttüchern? Auch @diekleinebotin hat sich diese Frage gestellt und sich direkt an Feuchttuch-Hersteller und Produzenten gewendet. Das hat sie herausgefunden!
Viele auf der Packung ersichtliche Inhaltsstoff-Listen geben leider keinen Aufschluss darüber, welche Materialien noch verwendet werden. Ein passendes Beispiel hierfür sind Feucht- und Reinigungstücher, bei denen man vergeblich nach Informationen über die Materialien der Tücher selbst sucht. Angaben auf der Verpackung, wie auch die Markenwerbungen, beziehen sich eigentlich immer nur auf die Lotionen.
Ich wollte es genauer wissen und habe mich in eine mühsame Recherche im Netz gestürzt. Leider waren die Informationen nur wenig aufschlussreich, also habe ich mich dazu entschlossen, mich direkt an namhafte Feuchttuch-Produzenten und den Handel zu wenden, um Statements über die Bestandteile, vor allem die des Trägermaterials, zu bekommen. Im Rahmen dieser direkten Ansprache haben mich folgende Antworten erreicht:
dm Drogeriemarkt sagt:
„Für uns bei dm ist das Thema Nachhaltigkeit Teil unseres Selbstverständnisses und damit fest in unserer Unternehmenskultur verankert.
Bei dm haben wir uns vorgenommen, unseren Kunden mit unserem Sortiment eine bewusste Entscheidung für nachhaltigere Produkte zu ermöglichen. So sind wir stetig darum bemüht, Prozesse zu verbessern – mit dem Ziel, ökologische und soziale Kriterien sowie wirtschaftliche gleichermaßen zu berücksichtigen.
Die biologische Abbaubarkeit der feuchten Tücher ist uns wichtig insbesondere dann, wenn die Produkte bestimmungsgemäß über die Toilette entsorgt werden müssen bzw. auch aus Versehen häufig in Toiletten landen.
Aus diesem Grund haben wir bei unseren Sanft & Sicher Toilettenpapieren begonnen auf biologisch abbaubares Material umzustellen. Seit Q4/2019 sind alle unsere S&S feuchten Toilettenpapiere umgestellt.
Auch unsere babylove Feuchttücher mit 99% Wasser, 80 St. und die mamazeit Brustreinigungstücher, 15 St. sowie die Balea Tuchmasken setzen auf biologisch abbaubares Tuchmaterial. Weitere Produkte auch aus anderen Anwendungsbereichen sind bereits in der Planung und werden sukzessive umgestellt.
Hinweise über die biologische Abbaubarkeit des Tuches findet man auf der Vorderseite oder Rückseite des Produktes. Ebenso dort zu finden sind Hinweise, wie diese Produkte richtig entsorgt werden müssen, denn auch wenn sie biologisch abbaubar sind, gehören viele dieser Tücher (Ausnahme Toilettenpapier) nicht in die Toilette, sondern werden über den Hausmüll entsorgt. Inhaltsstoffe sind aktuell nicht kennzeichnungspflichtig– dies ist jedoch in Diskussion.“
Ich persönlich finde auch das Symbol sehr hilfreich, das sich auf den Packungen mit den biologisch abbaubaren Feuchttüchern befindet:
Wie erkenne ich woraus Feuchttücher bestehen?
Die Suche nach wissenswerten Details und Informationen seitens der großen Hersteller von namhaften Baby-Feuchttüchern gestaltete sich recht schwer, immerhin hat auch Procter & Gamble (Pampers) meine Fragen beantwortet:
Welcher Kennzeichnungspflicht unterliegen Kosmetikprodukte hinsichtlich Inhaltsstoffe und Trägermaterial?
Procter & Gamble (Pampers) sagt:
„Die Kosmetikverordnung fordert nur die Deklaration von den kosmetischen Bestandteilen, in dem Falle die Lotion, nicht aber die des Substrats, das nur als Träger fungiert - ähnlich wie ein Bürstchen bei Mascara.
Dennoch geben wir freiwillig auf der Website an, aus welchen Stoffen der Träger besteht (Zellulose/Polypropylen). Zudem ist durch Symbole ersichtlich, dass die gebrauchten Tücher nicht in die Toilette geworfen werden sollen, sondern in den Hausmüll.
Unsere Babyfeuchttücher haben als Trägermaterial ein Vlies. Ähnlich wie Vliespullover besteht dieses aus feinen Polymerfasern, in diesem Falle aus einem Gemisch aus PET- und Polypropylenfasern. Im Falle von Aqua Pure Feuchttüchern ist auch ein geringer Anteil von Bio-Baumwolle enthalten, der die Pflege besonders mild macht und ein natürliches Gefühl gibt.
Das heißt auch, dass Babyfeuchttücher nicht biologisch abbaubar sind - was wir im Übrigen auch nirgendwo ausloben.
Im Gegenteil: auf allen unseren Verpackungen prangt der Hinweis, dass unsere Feuchttücher in die Restmülltonne gehören. Das ist auch deshalb wichtig, weil Babyfeuchttücher die Ausscheidungen des Babys aufnehmen, und weil menschliche Ausscheidungen aus hygienischen Gründen nicht in die Biotonnen geworfen werden dürfen.
Restmüll wird verbrannt, insofern macht es für die Umwelt keinen Unterschied, ob die Tücher selbst bioabbaubar sind oder nicht.“
Beiersdorf hat ebenfalls Stellung bezogen. Meine Frage betrifft in diesem Fall Einmal-Tücher im Kosmetikbereich, weil auch bei Abschmink- und Mizellentücher für KonsumentInnen nicht ersichtlich ist, woraus die Fasern bestehen.
Beiersdorf (Nivea etc.) sagt:
„Einige der NIVEA Facial Cleansing Wipes enthalten synthetische Fasern, die hauptsächlich in Kombination mit Fasern natürlichen Ursprungs verwendet werden, um ein gutes kosmetisches Design und hervorragende Reinigungseigenschaften zu erzielen. Da sind sie nicht biologisch abbaubar sind sollten sie im Hausmüll entsorgt werden.
Da die Nachfrage nach Tüchern aus Fasern natürlichen Ursprungs gestiegen ist, haben wir vor einigen Jahren begonnen, Produkte zu entwickeln, um unsere Verbraucher zufrieden zu stellen. Dank der technischen Möglichkeiten und der steigenden Nachfrage haben wir jetzt weitere Schritte unternommen, um alle NIVEA Facial Cleansing Wipes umweltfreundlicher zu machen.“
Ich habe weitere, namhafte Hersteller von Feucht- und Kosmetiktüchern, wie etwa Lillydoo und Essity kontaktiert aber leider keine Antwort auf meine Fragen bekommen, obwohl ich mehrmals versucht habe, jemand zu erreichen. Ich persönlich finde das im Sinne der KonsumentInnen aber auch hinsichtlich der Transparenz sehr enttäuschend!
Sehr spannend finde ich hingegen den neuen Bericht des TÜV Rheinland: Bei einer Untersuchung von Babyfeuchttüchern wurde festgestellt, dass 28 der 33 untersuchten Feuchttücher, also fast 90%, Plastik in Form von Polyester- (PES) oder Polypropylenfasern (PP) enthalten, also aus erdölbasierten Grundmaterialien bestehen. Nur 5 der untersuchten Tücher waren wirklich biologisch abbaubar.
Es gibt jedoch einen Lichtblick: Immer mehr Hersteller und Produzenten bieten nachhaltige Optionen an, zum Beispiel der österreichische Faserhersteller Lenzing AG, der mit seiner Faser VEOCEL™ eine zu 100 Prozent biologisch abbaubare Alternative anbietet. Neben dieser Alternative, liefert das Unternehmen auch Orientierung: KonsumentInnen können darauf vertrauen, dass in mit VEOCEL™ gekennzeichneten Produkten auch biologisch abbaubare Fasern enthalten sind.
Nach meiner Recherche, gibt es für mich um ehrlich zu sein nur einen Schluss daraus: Ausschließlich Produkte zu kaufen, bei denen es klar ersichtlich ist, dass umweltfreundliche Bestandteile, wie etwa biologisch abbaubare Fasern, enthalten sind.
ES LIEGT IN UNSERER HAND, ganz bewusst zu konsumieren. #ItsInOurHands