Nachhaltig im Familienleben: Wie viel Plastik steckt in einem Tag?

Dusche, Coffee-to-Go-Becher & Co – Bloggerin Lilly Koslowsky von @stillesbunt beschreibt einen normalen Tag in ihrem Leben mit Kindern und zeigt auf, wo sich überall Plastik versteckt.

Plastik ist einfach da. Es kann praktisch sein, keine Frage, aber eben auch oft wahnwitzig und schier wahllos im Einsatz. Wenn ich so über unseren typischen Familien-Wocheneinkauf nachdenke, geht mir vor allem eines nicht aus dem Kopf: die Berge an Plastik-Umverpackungen, die alleine in unserem 4 Personen Haushalt pro Woche anfallen. Klar, wir versuchen möglichst vieles unverpackt zu kaufen, Verpackungen im Auge zu behalten und doch – Plastik zu vermeiden, ist im Familienalltag eine echte Herausforderung. Wir haben uns unseren Tagesablauf einmal ganz genau angesehen und uns bewusst gemacht, wie viel Plastik eigentlich in unserem Familientag steckt.

6:00 Uhr – der Tag beginnt im Bad

Der Tag fängt bei uns meist gegen 6:00 Uhr an. Schon morgens die erste Begegnung mit Plastik. Während die Gesichtskosmetik im Badezimmer vorbildlich in Glasflaschen bereitsteht, sieht es in der Dusche anders aus. Aus der Ecke blinzeln mir Duschgel, Shampoo & Co. in Plastikflaschen zu. Die Alternative Glas wirkt im Zusammenhang mit kleinen Kindern wenig attraktiv – Bruchgefahr! Ich dusche also und werfe resigniert die leeren Flaschen in den Plastikmüll.

Nächster Halt: Wattestäbchen – der klassische Wegwerfartikel. Pro Woche benutzen wir als Familie im Durchschnitt bestimmt 8 Wattestäbchen. Hochgerechnet auf einen Monat sind das 32 Wattestäbchen. Plastik olé! Eine gute Alternative haben wir leider bisher noch nicht gefunden. Ganz anders sieht es beim Thema Wattepads aus: seit etwa einem halben Jahr benutze ich wiederverwendbare, waschbare Wattepads aus Bambus. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Generell versuchen wir im Alltag, so viele kleine Schritte in Richtung plastikfrei zu setzen, wie möglich. Das gelingt mal besser, mal schlechter. Vor allem für uns Eltern gibt es dabei so einige Herausforderungen.

Ein Thema, das mich beschäftigt, seit ich Mama bin, sind Feuchttücher. Ganz klar ein Must Have für Eltern, wie ich finde, und das nicht nur mit Babys. Feuchttücher begleiten uns auch jetzt noch, obwohl meine Kinder schon 6 und 9 Jahre alt sind: im Auto, in der Tasche, im Wanderrucksack – die praktischen Tücher sind eigentlich immer mit dabei, wenn ich so darüber nachdenke. Was mich daran schon immer gestört hat, ist die Plastikverpackung und ich habe mir schon oft eine Alternative aus biologisch abbaubaren Fasern gewünscht. Was ich allerdings bis zu unserem Experiment nicht hinterfragt habe, sind die Tücher selbst. Feuchttücher sind – nun ja – feuchte Tücher eben. Dass sich in eben diesen auch Plastik versteckt, war für mich ein echter Aha-Moment. Wenn ich daran denke, wie viele Feuchttücher wir bereits in unserem Leben verbraucht und vor allem weggeworfen haben, wird mir offen gestanden ganz anders. Immerhin enthalten mehr als die Hälfte aller im Handel erhältlichen Feuchttücher Plastik als Grundstoff und sind unter anderem für über 8 Prozent des Plastikmülls in den Meeren und an den Stränden verantwortlich. Als ich das neulich auf der Plattform #ItsInOurHands gelesen habe, war ich wirklich schockiert. Wenn ich daran denke, wie viele Feuchttücher wir in den fast 10 Jahren, seit wir Eltern sind, schon verbraucht und entsorgt haben – da kommt man schon ins Grübeln. Das große Dilemma ist aber natürlich, dass Feuchttücher einfach total praktisch sind. Eine umweltverträgliche Alternative wäre wirklich dringend notwendig, finde ich. Abgesehen davon bin ich mir sicher, dass viele Eltern gar nicht wissen, was in ihren Feuchttüchern überhaupt drinnen ist. Die Inhaltsstoffe sind ja auch schwer zu entziffern und auf Plastik würden wohl die wenigsten von uns kommen.

7:00 Uhr – plastikfreie Schuljause

Die Schuljause ist in unsere Edelstahlboxen gepackt. Schon vor ein paar Jahren haben wir begonnen, sämtliche Plastikboxen aus den Schubladen zu verbannen. Hier sind wir auf einem guten Weg. Was mir allerdings sauer aufstößt, sind die Unmengen an Plastikumverpackungen beim Gemüse. Unverpackt zu kaufen, ist eine große Herausforderung, denn nicht überall werden Gemüsewaren offen angeboten. Für mich persönlich die größte Ironie: Die Biogurke in Plastik eingeschweißt, daneben die „Massengurken“ ohne Hülle. Hmmm. Schon klar, Bio muss vor Verunreinigung durch Nicht-Bioware geschützt werden, aber muss das in Plastik sein?

11:00 Uhr – Coffee to Go Dilemma

Zwischen zwei Terminen ein schneller Coffee To Go. Gewöhnlich versuche ich, morgens immer schon pro Forma meinen To Go Becher einzupacken. Heute habe ich ihn natürlich vergessen, darum bleibt nur Möglichkeit A: no coffee (ha, no way!) oder Möglichkeit B: den Einwegbecher zu nehmen. Der Becher ist aus Karton, soweit so gut, doch leider ist auch der Deckel aus Plastik. Der Müllberg meines Tagesexperiments wächst weiter. Ich beschließe, mir morgens einen Reminder am Handy zu setzen, der mich an meinen To Go Becher erinnert. Guter Plan, das Gewissen ist etwas beruhigt

14:30 Uhr – Unterwegs mit Feuchttüchern

Kinder vom Hort abholen. Das jüngste Kind ist mal wieder schneller als ihre Beine hinterherkommen, stolpert und verschüttet Tee. Die gut vorbereitete Mama zückt natürlich sofort das Feuchttuch und wischt den Tee-See auf. Zack! Schon wieder ein Feuchttuch und ich beginne nachzudenken, ob meine Feuchttücher eigentlich auch Plastik enthalten. Mir wird bewusst, wie oft ich zu den praktischen Tüchern greife und wie viele davon wir entsorgen. Natürlich nicht mehr so eine große Menge wie vor ein paar Jahren, als die Kinder noch Babies waren, aber genug, um mir Gedanken über mein Verhalten zu machen. Da muss sich etwas ändern. Ich beschließe, meinen Feuchttücherkonsum zu reduzieren und mich aktiv auf die Suche nach umweltverträglichen Produkten zu machen.

16:00 Uhr – wo steckt Plastik bei uns zu Hause?

Die Kinder haben ihre Hausaufgaben erledigt und spielen „Einkaufen“. Unsere älteste Tochter hat derzeit ziemlich viele Fragen zum Thema Umweltschutz. In der Schule gab es hierzu schon Projekte und im Sachunterricht fließt es immer wieder mit ein. Finde ich gut. Ich erzähle den Mädchen von meinem Tagesexperiment und die beiden sind gleich Feuer und Flamme. Sie wandern schnurstracks ins WC: Unser feuchtes Toilettenpapier muss dringend auf Plastikbestandteile untersucht werden. E. Liest von der Verpackung ab: „100 % biologisch abbaubar. Herunterspülbar“ Klingt gut, finden wir alle. Trotzdem fällt uns sofort auf, dass die Inhaltsstoffe des feuchten Papiers zwar in kryptischen Bezeichnungen zahlreich aufgelistet sind, woraus die Tücher selbst, also das Trägermaterial sind, können wir als Laien leider nicht herauslesen.

18:00 Uhr – aus der Dusche ins Meer

Zeit für die Abendroutine im Badezimmer. Die Kinder duschen, ich grüble. Laut Greenpeace* kann schon 1x duschen bis zu 100.000 Plastikteilchen runterspülen, die somit im Abwassersystem landen. Denn Plastik steckt ja nicht nur in den Verpackungen von Duschgel & Co. sondern auch im Duschgel selbst. Grundsätzlich spricht man von sekundärem Mikroplastik, wenn es um Verpackungen geht, die in den Meeren landen und sich langsam in kleine Teilchen auflösen. Primäres Mikroplastik sind jene winzigen Teilchen, die schon in der Produktion dem Shampoo, Duschgel u.Ä. beigemengt werden. Schon verrückt, wenn man bedenkt, wie oft wir in unserem Leben duschen und was das mit der Umwelt eigentlich anrichtet. Alternativen? Feste Seife? Der Gedanke muss erst reifen, gebe ich zu. Ein erster Schritt wäre doch, die Inhaltsstoffe für mich als Konsumentin deutlicher erkennbar zu machen, finde ich. Das wäre die logische Konsequenz, denn wenn ich weiß, was drin ist, kann ich mündig entscheiden und meinen Beitrag zum Thema Mikroplastik zumindest etwas steuern

20:00 Uhr – Das Experiment geht zu Ende

Die Kinder sind im Bett, ich mache mir eine Kanne Tee und denke währenddessen über unseren Plastik-Tag nach. Apropos Tee: hier haben wir kürzlich auch eine recht gute und für uns umsetzbare Alternative zu Wegwerfprodukten gefunden. Die Teeblätter kommen ins wiederverwendbare Tee-Ei oder das Teesieb. Filterkaffee brühen wir übrigens seit längerem über einem waschbaren Baumwollfilter. Ich schnappe mir eine Tasse Tee und dazu etwas Schokolade – leider in Plastik verpackt. Tja. Der Schokohunger ist größer. Zugegeben, Datteln hätten wir ja auch zu Hause gehabt und auch die hätten bestimmt meinen Süßhunger gestillt. Aber gut, wir wollen mal nicht päpstlicher als der Papst sein. Fakt ist: es ist wirklich nicht einfach für eine Familie, plastikfrei zu leben. Zu viele Produkte enthalten unsichtbares, verstecktes Plastik. Etiketten geben leider oft noch viel zu wenig Aufschluss über den Inhalt des Produkts, wie wir am Beispiel Feuchttücher oder feuchtes Toilettenpapier festgestellt haben. Es hilft aber schon, wenn man sich den eigenen Plastikkonsum bewusst macht und versucht, Alternativen umzusetzen. Denn ich finde, auch kleine Schritte sind wertvoll und wenn jeder kleine Schritte setzt, kann das im großen Ganzen schon richtig viel für den Umweltschutz bewirken.

Fazit unseres Tagesexperiments:

 In unserem Tag stecken zwar keine offensichtlichen Plastikberge, doch der Fairness halber muss ich anmerken, dass wir am Beispieltag keine Pakete erhalten haben, die leider auch oft viel Plastikfüllmaterial enthalten. Ganz abgesehen davon ist mir im Zuge unseres Tests auch bewusst geworden, dass wir beim Thema „Verstecktes Plastik“ gerademal an der Oberfläche gekratzt haben. Hier gibt es meiner Meinung nach unglaublich viel Aufklärungs- und Handlungsbedarf.

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